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Ein Bündel Mensch

Wie man aus den Beschreibungen zu den vorigen Bildern erahnen kann, erhalten viele Kinder bei ihren Familien nicht mehr das was sie benötigen: Essen, Schulbildung, Zuneigung.

Die Gründe sind Armut, Vernachlässigung, Missbrauch, zerrüttete Familienverhältnisse, Tod oder Krankheit von Elternteilen, wobei das eine oft das andere bedingt

Die Kinder leben dann immer mehr auf der Strasse: Zunächst oft nur einige Stunden pro Tag um ein paar Pesos zu verdienen oder zu erbetteln, schließlich aber ganz und gar und die Bindung zum Elternhaus geht ganz verloren. Diese Kinder gehen dann natürlich auch nicht mehr zur Schule, sie fangen an Rauschgift zu nehmen ( schon um den Hunger zu unterdrücken) und zu stehlen. Häufig landen sie dann im Gefängnis und werden durch den Kontakt zu anderen Insassen und durch die Härte des Lebens ohne wirkliche Zuneigung schließlich selbst zu wirklichen Kriminellen.

Als ich in der Früh des 4. Mai, meinem letzten Tag in Cagayan,  mein Hotel verließ sah ich dieses Etwas am Rand des Bürgersteiges liegen. Erst beim zweiten Blick war es als schlafendes Kind zu erkennen, das sich in sein übergroßes Sweatshirt eingerollt hat.

 

 

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Der nette Junge ist Clipton. Er begegnete mir am Abend des 27. April als ich nach einem Biergartenbesuch (ja wirklich: „BBPark“ in „Velez Street“, durchaus empfehlenswert) ins Hotel ging.

Clipton erzählte mir, dass seine Mutter krank sei und es kein Geld für Medikamente gibt, weil der Vater arbeitslos ist. Kranken- und Arbeitslosenversicherung gibt es für solche Leute natürlich nicht. Er selbst habe nichts zu essen. Clipton bat mich um Geld für seine Mutter. Ich weiß nicht, ob seine Geschichte wahr ist oder gelogen oder zumindest übertrieben, um Mitleid zu erwecken. Sicher ist jedoch, dass es solche Fälle gibt und es ist durchaus nicht unwahrscheinlich, dass sie auch hier zutrifft.

Er sprach gutes Englisch, machte einen gepflegten Eindruck und war sehr beredsam. Clipton ist kein typisches Straßenkind, noch nicht. Aber wenn seine Geschichte stimmt, könnte er schnell eines werden.

Ich habe Clipton ein Abendessen gekauft, aber kein Geld gegeben, weil ich damit schon schlechte Erfahrungen gemacht bzw. viel von solchen gehört habe. Allerdings tut es mir leid, dass ich nicht die Zeit hatte, die Umstände zu überprüfen.

Zwei Tage später traf ich ihn wieder auf der Straße. Er grüßte mich sofort freundlich mit Namen ohne was erbetteln zu wollen. Wie gesagt: Ein netter Junge !

 

 

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Diese acht Mädchen leben im Gegensatz zu Clipton schon weitgehend auf der Straße. Die Kleinen betteln, die Großen versuchen es vielleicht schon mit kleinen Jobs, wie Auto waschen, Süßigkeiten verkaufen; bald wird wohl auch Prostitution dazu kommen. Jedenfalls habe ich sie immer zusammen gesehen. Es ist typisch für die Straßenkinder, dass sie sich in Gruppen organisieren. Auf dem Hauptplatz von Cagayan de Oro, dem „Divisoria“ gibt es etwa 5 solcher Gruppen.

Diesen Mädchen habe ich jeden Morgen einen Donat gekauft. Sie haben mich dann immer gleich erkannt und sind mir nachgelaufen, wenn sie mich in der Früh entdeckt haben.

 

 

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Der Zuhälter

Diese beiden hatte ich des öfteren beobachtet, in diesem Fall aus dem Fenster von McDonald, wo ich gerade frühstückte (Freitag, 28. April 2006, kurz nach 8).

Die Kleine geht Betteln und wenn sie was bekommt liefert sie das Geld beim Großen ab. Einmal habe ich sogar beobachtet wie er ihr etwas Essbares aus der Hand gerissen hat.

Ich habe der Kleinen einmal angeboten, ihr etwas zu essen zu kaufen, sie müsse aber mitkommen. Ein paar Schritte ging sie mit, dann lief sieh zurück zu ihrem „Zuhälter“. Offensichtlich musste sie sich erst eine Genehmigung einholen. Dann ging sie weiter mit mir, und ihr „großer Freund“ folgte uns in einem gewissen Abstand. Ich kaufte der Kleinen einen Donat und achtete darauf, dass sie ihn auch wirklich selber aß.   

 

 

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Arbeiten in der Strasse

Viele Straßenkinder versuchen mit einfachen Tätigkeiten ein paar Pesos zu verdienen. Das Mädchen auf dem Bild verkauft in der Nacht Lotterielose. Kinder die so arbeiten, gehen in der Regel nicht auf die Schule und verbauen sich somit eine Chance für die Zukunft. Mit dem verdienten Geld kann man sich dann manchmal was zum Essen kaufen, aber nicht immer. Häufig reicht es einfach nicht und Erspartes gibt es sowieso nicht.

Andere Kinder betteln oder stehlen zu diesem Zweck. Um den Hunger zu überwinden, wird auch oft zu Drogen gegriffen: Rugby, Shabou oder Marihuana. Hierauf stehen dann drei Monate Gefängnis wenn man erwischt wird. In jedem Fall aber ruiniert man sich sein Gehirn. 

In vielen Fällen führt eine Straßenkinder-Karriere ins Gefängnis und schließlich in die Kriminalität.  

Dieses Foto hatte ich bereits bei meinem Besuch im November 2002 aufgenommen, aber an der Situation hat sich bis heute nichts geändert. Hoffen wir, dass es diesem Mädchen heute nicht schlechter geht als damals.

 

 

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Nicht mehr zu helfen ?

Die meisten dieser Jugendlichen leben schon seit einigen Jahren auf der Straße und weisen auch die entsprechenden Merkmale auf: Tätowierungen, Drogenabhängigkeit, Apathie, Verhaltensstörungen. Der Drogenkonsum hinterließ bereits deutlich seine Spuren. Sie waren bereits im Gefängnis, zum Teil mehrmals. Sie schlafen auf Parkbänken und suchen kaum noch Arbeit. Es sind auch zwei junge Frauen dabei und wie man sieht, gibt es auch ein Baby, das auf der Straße geboren wurde.

Einige von den Jungen dieser Gruppe waren bereits bei Gugma sa Kabataan mussten aber entlassen werden, wegen Drogenkonsum, Diebstahl oder Gewaltandrohung. Sie sind nicht mehr fähig zu einem Leben, in dem Regeln zu akzeptieren sind.

Sind sie es überhaupt noch wert, dass man ihnen hilft ?

Sicher dürfen wir auch vor solchen Schicksalen nicht unsere Augen verschließen und wir müssten Ihnen eigentlich helfen. Schließlich haben auch diese Menschen ihren Wert und ihre Würde. Nur ist sehr schwierig, in  solchen Fällen grundlegend zu helfen und nur wenige Menschen sind dazu wirklich in der Lage. Ich kann mich erinnern, dass wir vor einigen Jahren in Balay sa Gugma eine Sozialarbeitern hatten, Betty Fekete, für die gerade solche Fälle eine Herausforderung darstellten, und die sich erfolgreich ihrer annahm. Aber Personen wie Betty sind die absolute Ausnahme.

Wir hatten gerade über diese Problematik beim Meeting des Boards von Gugma sa Kabataan am 3. Mai gesprochen. Dabei sind wir zur Ansicht gelangt, dass es bei den uns zur Verfügung stehenden Mitteln sinnvoller ist, in fünf leichteren Fällen zu helfen, als die entsprechende Energie in einen schwierigen Fall zu investieren. Schließlich verhindern wird damit ja auch neue „Hard Core“ Fälle.

Wir sind uns bewusst, dass wir damit Jungendliche wie auf dem Bild abschreiben („write off“), aber wir können eben auch nur begrenzt helfen.

 

 

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Dinner for Seven

Hier sind noch mal einige Jungs der Hard Core Gruppe. Ich habe ihnen hier am 1.Mai (wie auch an ein paar anderen Tagen) ein Abendessen spendiert. Damit ist zumindest der Drang geringer, zur Droge zu greifen.

Die Dame vom Essens-Stand an der Straße kennt mich bereits von früheren Jahren. Wenn ich am Abend komme, kaufe ich oft ihre ganzen Bestände auf. In diesem Fall hatte sie schon gar keinen Reis mehr, aber sie hat ihn dann schnell von woanders besorgt. Das ganze Essen inklusive Cola kostete mich dann 200 Pesos, umgerechnet 3 Euro.

Dafür versprach mir die Dame auch noch, dass sie die Eingangsstufen, wo die Boys sich zum Essen niederließen, danach sauer machen würde, damit wir keinen Ärger bekommen.

 

 

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0,25 Euro pro Portion           

Wer’s nicht glaubt, dass man in Cagayan günstig essen kann, der kann sich hier überzeugen. Zur Erinnerung: 1 Euro = 60 Pesos.

Zusammen mit Minda (im grünen T-Shirt) habe ich hier an meinem letzten Tag in Cagayan (4.Mai) 27 Portionen Reis mit Fleisch eingekauft, für die Street Kids zum Frühstück.

Für das Essen habe ich etwa 10 Euro bezahlt. Allerdings hat es etwa 20 Minuten gedauert bis alles bereitgestellt war. Die Wartezeit war also teurer ...

 

 

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Das ist Michael.

Er kommt aus dem Schwarzwald, hat dort alles verkauft und lebt jetzt mit seiner Familie in Cagayan, wo er den Kindern auf der Straße (hier in Divisoria) und einer anderen Gruppe auf dem Müllplatz fast täglich zu Essen bringt und sie medizinisch versorgt, soweit nötig. In seiner Hilfe macht er keinen Unterschied zwischen „netten Kids“ und den Hard Core Jungs.  („They are all jewels in gods eyes“.)

Er hat offensichtlich das Bibelwort wörtlich genommen: „Verkauft all Euer Hab und Gut und verteilt es unter den Armen“

Nach eigenen Angaben organisiert er diese Hilfe mit einer kleinen Gruppe von Gleichgesinnten wie dieser Frau aus Norwegen. Sie machen das mit Hilfe ihrer  Ersparnisse und (noch) ohne fremde Unterstützung.

Wer mehr über ihn wissen will, kann ihn am besten selber fragen: wahrmichael@yahoo.com (Schönen Gruß von mir)

Dieses Bild ist vom 2. Mai, als ich Michael (zum 2. Mal) auf dem Platz Divisoria traf. Wir waren beide beim Verteilen von Essen.

 

 

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Tot oder lebendig

Als ich diesen Buben am Abend des 26. April so am Rand des Bürgersteigs liegen sah, bewegte er sich nicht. Seine Augen waren halb geöffnet. Ich sprach ihn an und er reagierte überhaupt nicht. Einen Moment lang dachte ich, er sei tot. Dann sah ich, dass sich sein Brustkorb bewegte. Außerdem kam ein anderer Straßenjunge vorbei und sagte „He is sleeping“.

Ein anderer Passant kam vorbei, sah mich beim Fotogarfieren und lachte mir zu: „Hehe, street kid, hehe“.

Die Straßenkinder werden hier nicht mehr als wirkliches Problem wahrgenommen ...

 

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